Was kostet das Jurastudium?
von iurastudent · am Fr, 27/03/2015 - 18:23 · Aktuelles und Gemischtes
Studieren kostet Geld. Auch ein Jurastudium – und das nicht wenig. Auch wenn wir hier in Deutschland (glücklicherweise) noch weit von bspw. amerikanischen Verhältnissen entfernt sind, wo für ein Studium an einem privaten College im Schnitt 55.000 Dollar und an einem staatlichen College etwa 29.000 Dollar pro Studienjahr fällig werden,1ist das Studium auch in Deutschland mit hohen Kosten verbunden.
Im Folgenden wollen wir somit der Frage nachgehen, was für Kosten hier in Deutschland auf einen durchschnittlichen Jurastudenten bzw. eine durchschnittliche Jurastudentin zukommen. Dabei trennen wir zwischen monatlichen Kosten (wie bspw. Miete, Nebenkosten, Lebensmittel etc.) und Kosten, die in der Regel pro Semester entstehen (wie bspw. Lernmaterialien oder Semesterbeiträge) und wollen uns so den Gesamtkosten annähern, die das Studium verursacht. Hierbei gehen wir nicht von der Regelstudienzeit von zehn Semestern aus2, sondern von der Zeit, die der durchschnittliche Student bzw. die durchschnittliche Studentin auch wirklich für das Studium inklusive dem Absolvieren der ersten juristischen Prüfung benötigt – und das sind 11 Semester!3
I. Monatliche Kosten für einen Studenten
Blicken wir also zunächst auf die monatlichen Kosten, die während des Studiums entstehen. Hierbei orientieren wir uns an der 22. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Dabei handelt es sich um Daten, die infolge einer Befragung von Studierenden über ihre wirtschaftliche und soziale Lage, erhoben wurden. Durchgeführt wurde die Befragung von Mai bis September 2021.
| Position | Monatlicher Betrag |
|---|---|
| Miete (einschl. Nebenkosten) | 410,00 Euro |
| Ernährung | 198,00 Euro |
| Kleidung | 46,00 Euro |
| Mobilitätskosten | 89,00 Euro |
| Telefon & Internet | 31,00 Euro |
| Freizeit | 65,00 Euro |
| Gesamtkosten | 839,00 Euro |
II. Kosten für Lernmaterialien
Gerade das Jurastudium gilt als Studiengang, der als recht kostenintensiv im Hinblick auf die Anschaffung von Lernmaterialien gilt. Doch stimmt das eigentlich wirklich? Laut der 22. Sozialerhebung fallen im Schnitt etwa 31,00 Euro pro Monat an Lernmitteln an. Wird man hiermit auch dem Jurastudium gerecht?
Nehmen wir einmal an, der durchschnittliche Student bzw. die durchschnittliche Studentin nimmt das Studium wirklich ernst und kauft für jede Vorlesung im Grundstudium zumindest ein Lehrbuch (Durchschnittskosten: 22,00 Euro) - das bedeutet nicht, dass das auch gelesen wird ;-) - und besorgt sich für die Klausurvorbereitung noch ein Fallbuch bzw. Skript (Durchschnittskosten: 19,00 Euro):
1.Lehrbücher und Skripte4
| Semester | Vorlesungen | Lehrbücher | Skripte | Kosten |
|---|---|---|---|---|
| 1 | BGB AT, Staatsrecht I, Strafrecht AT, Grundlagenfach | 4 x 22,00 € | 3 x 19,00 € | 145,00 Euro |
| 2 | Schuldrecht AT, Schuldrecht BT I, Strafrecht BT I, Staatsrecht II | 4 x 22,00 € | 4 x 19,00 € | 164,00 Euro |
| 3 | Schuldrecht BT II, Sachenrecht I, Strafrecht BT II, Europarecht, Allgemeines Verwaltungsrecht | 5 x 22,00 € | 5 x 19,00 € | 205,00 Euro |
| 4 | Erbrecht, Familienrecht, Sachenrecht II, Besonderes Verwaltungsrecht I | 3 x 22,00 € | 4 x 19,00 € | 142,00 Euro |
| 5 | Besonderes Verwaltungsrecht II, Handels- und Gesellschaftsrecht, ZPO, StPO | 4 x 22,00 € | 4 x 19,00 € | 164,00 Euro |
| Gesamtkosten | Erfahre mehr über die Bücher für's Studium | 820,00 Euro |
2. Gesetzestexte
Zusätzlich werden die obligatorischen Gesetzestexte benötigt. Hierbei gehen wir davon aus, dass bis zum fünften Semester mit den kleineren und handlichen dtv-Gesetzestexten gearbeitet wird, die sofern eine neue Auflage erscheint, gegebenenfalls erneut gekauft werden müssen. Hierbei werden in der Regel das Bürgerliche Gesetzbuch (8,90 €), Basistexte Öffentliches Recht (19,90 €), das Strafgesetzbuch (13,90 €) und das Europarecht (16,90 €) benötigt. Hinzu kommt eine Ausgabe des jeweiligen Landesrechts (ca. 30,00 €).
Kosten dtv-Texte bis zum 5. Semester: 89,60 € (ohne Kauf einer neuen Auflage)
Im Anschluss wird in der Regel aufgrund der steigenden Anzahl an benötigten Gesetzen mit dem Habersack und dem Sartorius gearbeitet. Im Normalfall werden diese mit Ergänzungslieferungen gekauft. Die Ergänzungslieferungen sind mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Kosten Habersack (mit Ergänzungslieferungen)
Anschaffung des Habersacks bei Abo-Bezug der Ergänzungslieferungen: 29,00 €
Ergänzungslieferungen (3,5 / Jahr) x mindestens 15,00 € pro Lieferung x 7 Semester: 367,50 €
Gesamtkosten: 396,50 €
Kosten Habersack (ohne Ergänzungslieferungen)
Anschaffung des Habersacks: 49,00 €
Neuanschaffung mit Neuauflage: 3,5
Gesamtkosten: 171,50 €
Für den Sartorius gelten in etwa die gleichen Preise, sodass man die obigen Werte in der Regel einfach duplizieren kann. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass man mit den angesetzten 31,00 Euro pro Monat an Lernmaterialien auch im Jurastudium klarkommen sollte.
(Spartipp insb. für die Kommentare für das 2. Examen: Mieten statt kaufen!)
III. Kosten für die Examensvorbereitung
Die Examensvorbereitung im Jurastudium ist dann doch etwas eher Spezielles, denn es gilt, den gesamten Stoff des Studiums in den Examensklausuren anwenden zu können. Zur (vermeintlich) optimalen Vorbereitung auf das Examen besuchen die meisten Jurastudenten bzw. Jurastudentinnen ein kommerzielles Repetitorium. Dabei handelt es sich um private Anbieter, die in etwa einem Jahr den gesamten, für das Examen benötigten Stoff, abhandeln. Dabei müssen mindestens 150,00 Euro im Monat für den Besuch des Repetitoriums eingeplant werden. Sofern man ein Repetitorium der Universität besucht, spart man sich diese Kosten. In der Regel bekommt man von den Repetitorien zahlreiche Lernmaterialien, sodass man mit dem sonst angelegten Schnitt klarkommen sollte. (Spartipp: OnlineRep).
Kosten für die Examensvorbereitung 12 x mindestens 150,00 Euro = 1.800 Euro
IV. Semesterbeitrag
Jeder an einer Universität eingeschriebene Student bzw. jede Studentin muss für jedes Semester einen Semesterbeitrag zahlen. Hiermit werden beispielsweise Verwaltungskosten der Uni gedeckt, die studentische Selbstverwaltung mitfinanziert oder ein mögliches Semesterticket mitbezahlt. Im Schnitt betragen die Kosten für den Semesterbeitrag ca. 300 Euro.5
V. Gesamkosten für das Jurastudium
| Position | Grundbetrag | Faktor | Kosten |
|---|---|---|---|
| Monatliche Kosten | 839,00 Euro / Monat | 6 Monate x 11 Semester | 55.374,00 Euro |
| Lernmaterialien | 31,00 Euro / Monat | 6 Monate x 11 Semester | 2.046,00 Euro |
| Examensvorbereitung | 150,00 Euro / Monat | 12 Monate | 1.800,00 Euro |
| Semesterbeitrag | 300,00 Euro / Semester | 11 Semester | 3.300,00 Euro |
| Gesamtbetrag | 62.520,00 Euro |
62.520,00 Euro sind nach dieser Rechnung für ein Jurastudium einzuplanen. Das sind 947,00 Euro im Monat. Selbstverständlich können diese Zahlen durchaus auch erheblich variieren – je nachdem, wo man studiert, wie man wohnt und sein Leben gestaltet, ob man eine Zeit lang ins Ausland möchte oder ob man beispielsweise seine Krankenkasse selbst zahlen muss (dann fallen zusätzlich ca. 100,00 Euro im Monat an).6
Es bleibt in jedem Fall dabei - wir sprechen über eine größere Investition, die sich einerseits natürlich auch lohnen kann aufgrund der Verdienstmöglichkeiten als Jurist bzw. Juristin und die man sich andererseits auch nach dem Studium unter gewissen Voraussetzungen vom Staat wiederholen kann! Wie und unter welchen Voraussetzungen das funktioniert, was auch insbesondere ab dem Referendariat für Dich zu beachten ist, dass erfährst Du bei uns hier kostenlos in Deiner Stadt:
- 1. Die Zeit Nr. 22/2024 vom 21.05.2024: „Wie sollen die das nur bezahlen?“ online abrufbar unter: https://www.zeit.de/2024/22/usa-studium-gebuehren-wahlkampf [zuletzt abgerufen am 04.08.2025].
- 2. Beck-aktuell vom 08.11.2019: „Regelstudienzeit für Jura steigt auf 10 Semester“ online abrufbar unter: https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/bundesrat-stimmt-fuer-regelstudienzeit-von-kuenftig-10-semestern-fuer-jura [zuletzt abgerufen am 05.08.2025].
- 3. Siehe dazu Ausbildungsstatistik des Bundesamtes für Justiz aus dem Jahr 2022, S. 19 f.
- 4. Die Schwerpunktbereichsausbildung klammern wir hier vorliegend aufgrund der extrem unterschiedlichen Kostenpositionen aus – es unterscheiden sich sowohl die Ausbildungsanforderungen von Universität zu Universität wie auch die anzuschaffenden Lehrbücher von Schwerpunkt zu Schwerpunkt so stark, dass eine akkurate Bezifferung nicht möglich erscheint.
- 5. Vgl. dazu „Universitäts-Ranking: So hoch sind die Semestergebühren an deutschen Universitäten“ online abrufbar unter: https://preply.com/de/blog/das-kostet-das-studium/ [zuletzt abgerufen am 06.08.2025].
- 6. Siehe dazu 22. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks.
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Kommentare
Braucht man wirklich alle Bücher? Oder kann man bestimmte weglassen? Und was für Nebenjobs kann man eigentlich während dem Studium machen? Nachts ist ja ein bisschen blöd, aber tagsüber ist man doch in der Uni...
Mimi x
Hallo,
Zu den bücherkosten: ich weiss nicht wie es an anderen Universitäten so gehandhabt wird, aber in Passau werden viele lernmaterlialien online gestellt, was einem das ein oder andere Fallbuch erspart. Zudem ist meiner Meinung nach davon abzuraten für jede Vorlesung ein Lehrbuch zu kaufen, es ist zwar schön immer eins da zu haben um etwas nachzuschlagen, aber das ist es mir persönlich nicht wert , da man entweder in der bib lernen kann, oder sie sich ausleihen kann.
Der Kauf von Lehrbüchern im Rahmen der Universitätsprüfung ist wohl unumgänglich.
Zu mimi: ein Nebenjob kostet Zeit, Zeit die du nicht lernen kannst, weil du arbeitest oder du dich nach der arbeit nicht konzentrien kannst. Viele Freunde die viel nebenbei arbeiten studieren länger , was dann natürlich auch mehr kostet. Ich z.b. Versuche in relativen kurzen Zeiträumen sehr viel zu arbeiten anstatt das ganze Jahr lang jede Woche 1-2 mal zu arbeiten. Als kleiner Tipp: ein Job in der Uni bib soll sehr vorteilhaft sein.