Studium nochmal von vorne anfangen?

Hi,
ich befinde mich in einer etwas ungewöhnlichen Situation:
- vor 2 Jahren Jurastudium begonnen
- nach der erste Woche so gut wie nur noch zu den Klausuren an der Uni gewesen, keine Kommilitonen kennengelernt etc
- aus den ersten 3 Semestern alle Klausuren mitgeschrieben, im 4. Semester gar keine

Fragt mich nicht, warum das so lief. Ich weiß es selber nicht so genau. Biggrin Ich habe in der Zeit viele andere Sachen gemacht, vor allem gearbeitet und vieles ausprobiert. Meine Noten waren (vor allem in Anbetracht des geringen Zeitaufwands) ganz gut. Nach dem 3. Semester habe ich ein Praktikum gemacht und es hat mir eigentlich gut gefallen.

Irgendwie würde ich vieles geben, um die Zeit um 2 Jahre zurückdrehen zu können - aus "Karriere- bzw Studiensicht", aber vor allem auch einfach für mich. Ich habe ja nur für die Klausuren gelernt und wohl fast alles wieder vergessen. Wenn ich Jura also wirklich machen will, müsste ich eh mindestens 1-1,5 Jahre dranhängen, sprich: fast nochmal ganz von vorne anfangen.
Aber worum es mir noch viiiel mehr geht: ich kenne niemanden aus meinem Jahrgang (der ja nun sowieso nicht mehr mein Jahrgang ist, nachdem ich im letzten Semester keine Klausuren geschrieben hab) und hatte nie ein Studentenleben. Klar, ich könnte all das weiterhin ignorieren, meine Klausuren aus dem 4. Semester jetzt wiederholen und eben nur die Zeit dranhängen, die ich nach meiner Einschätzung brauche, um gut aufs Examen vorbereitet zu sein. Aber ich habe gemerkt, dass genau diese Einstellung mich unfassbar unglücklich gemacht hat. Ich habe einen besten Freund, für den ich auch wirklich sehr dankbar bin, auch weil ich weiß, dass es sehr selten ist, einen so guten Freund zu haben. Aber es ist halt auch mein einziger wirklicher Freund.

Vielleicht sehe ich das Studentenleben auch zu romantisch, aber ich bin mir sehr sicher, dass die Ersti-Zeit prägend sein kann, für das Sozialleben der folgenden Jahre. Man kann sicher zB durch Hobbys Leute mit gleichen Interessen kennenlernen, aber im Studium sieht man sich jahrelang regelmäßig und arbeitet quasi an einem gemeinsamen Ziel.
So einfach wird es nie wieder, neue Leute kennenzulernen - vor allem in einem Studium wie Jura, wo es (zumindest an meiner Uni) sehr viele Erstis und daher auch viele verschiedene Leute gibt.

Jetzt, wo ich das zum ersten mal schriftlich formuliere, merke ich, dass das wohl einer meiner Hauptgründe dafür ist, nochmal von vorne anfangen zu wollen.
Aber es ist definitiv nicht der einzige. Der zweitwichtigste Grund ist wohl, dass ich -wie gesagt- sowieso 1-2 Jahre "länger" studieren müsste, weil ich die letzten beiden Jahren auf keinen Fall zu den 4 Jahren "Examensvorbereitung" zählen will.

Dazu kommt, dass ich gerne auch mal die anderen Erfahrungen, die man als Student machen kann, mitnehmen will: Auslandssemester, Moot Court, Mitarbeit in Fachschaft/ELSA/oä

Mein Plan wäre jetzt, einfach so zu tun, als würde ich jetzt ganz normal mit dem Studium anfangen. Also:
- zur Ersti-Woche gehen, alles normal mitmachen (bei sowas wie Einteilung in Kleingruppen muss ich eben vorher fragen, ob es möglich ist, da auch dabei zu sein)
- eventuell 1-2 der Klausuren, die ich im 4. Semester ausgelassen hab, jetzt nachholen
- meinen neuen Kommilitonen halt sagen, dass ich erst ab dem 4. Semester normal die Klausuren mitschreibe (die Wahrheit eben..)
- normal zu den Vorlesungen, Übungen, Tutorien gehen

Meine Bedenken:
- Könnte sich schon leicht komisch anfühlen, weil ich ja nicht wirklich Studienanfänger bin. Allerdings habe ich bis aufs Klausuren-schreiben bisher ja wirklich nichts gemacht.
- Längere Studiendauer: ein bisschen länger zu brauchen ist bei Jura ja ok, sofern die Examina ordentlich sind, aber: 2 Jahre? Aber selbst wenn ich jetzt einfach weitermache, müsste ich ja mindestens 1 Jahr für die "Wiederholung" des bisher Gelernten einplanen. Ob es dann den Braten fett macht, nochmal ganz von vorne anzufangen?

Was sagt ihr dazu?



hey, ich würde nicht neu anfangen. Wenn Dir das Studium gefällt und Du Interesse an dem hast, was Du alles lernst, dann solltest Du das weiter machen. Ich würde an Deiner Stelle zeitnah mit dem Rep beginnen, weil Du auf dem Weg kompakt das notwendige Wissen für das Examen sowie auch die Prüfungen, die noch im Studium anfallen, auf den Schirm bekommst und dann kannst Du mit ein wenig Fleiß und Arbeit auch schnelle fertig werden. Ich habe auch 11 Semester in Summe gebraucht und finde es komplett unproblematisch!