Plate - Das gesamte examensrelevante Zivilrecht

Klassische Lehrbücher zum Zivilrecht sehen oftmals in etwa so aus: Seitenweise werden Theorien über wissenschaftliche Streitigkeiten ausgewalzt und mit hunderten Fußnoten belegt. Doch das, was man für Abschlussklausur oder Examen wirklich verstanden haben muss, bleibt teilweise auf der Strecke. Auch klammern die meisten Autoren sich an der Reihenfolge der Bücher im BGB fest, anstatt -was auch didaktisch sinnvoller wäre- vom Einfachen beginnend langsam zum Schwereren überzugehen, das bereits erarbeitete Wissen stetig zu wiederholen und Schritt für Schritt auszubauen.

Hierdurch geht das Buch neue Wege und hebt sich so von der breiten Masse ab. Die festgefahrenen Schemata werden durch Plates gesamtes examensrelevantes Zivilrecht durchbrochen und es entsteht ein verlässlicher Wegbereiter zum Examen.

Bereits von der ersten Seite nimmt Plate den Leser an die Hand, um ihn sowohl mit mahnenden, meist aber mit lobenden Worten anzuspornen, konzentriert weiterzuarbeiten und vor allem nicht einfach aufzugeben. Das ist wohl auch notwendig, denn mit fast 1.600 Seiten ist das Werk nicht mal nebenbei gelesen. Dieser Umfang erstaunt zunächst, relativiert sich aber schnell, wenn man bedenkt, dass die doppelseitig bedruckten Unterlagen der kommerziellen Repetitorien ganze drei Aktenordner füllen.

Zudem beeinhaltet das Lernbuch von Plate zusätzlich eine integrierte Fallsammlung von über 800 Fällen mitsamt präzise gegliederten Lösungsskizzen. Wer auf diese verzichten kann und will, findet in Staudingers Eckpfeilern des Zivilrechts eine ähnlich umfangreiche Alternative. Die unterschiedlich ausführlichen Fälle sind im Buch grau unterlegt und sollen in erster Linie die abstrakten Ausführungen veranschaulichen. Anhand des gerade erlernten Wissens wird die praktische Bedeutung lebensnah verdeutlicht und gezeigt, wie sich das konkrete Problem in der Klausursituation lösen lässt. Bei der Darstellung orientiert sich der Verfasser stets an den Aufbauerfordernissen einer Fallbearbeitung und untergliedert die Lösung so detailliert wie nur möglich, um Struktur und Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

Der Gutachtenstil, dessen Einhaltung der Autor immer wieder anmahnt, wird leider im Buch nicht durchgängig beachtet, was gerade kurz vor dem Examen zu unerwünschten Effekten führen kann. Ausgesprochen geglückt ist die Vermittlung von grundlegendem Basiswissen, das beharrlich immer wieder an verschiedenen Stellen im Buch wiederholt wird und sich sozusagen in den Denkprozess des Lesers "einbrennt".

Inhaltlich kurz gefasst behält die Darstellung stets das Wesentliche im Blick und schult durch gekonnte Verbindung der einzelnen Teilgebiete das Verständnis für die "größeren" Zusammenhänge. Regelmäßig gibt der Autor im Text hilfreiche Standortbestimmungen, wo sich der Leser gerade befindet, was bereits erfolgreich erarbeitet wurde und was ihn als nächstes erwartet. Dabei schlägt Plate einen fast plaudernden Tonfall an und tritt in ein "Zwiegespräch" mit dem Leser, was die naturgemäß sonst allzu sachliche Erörterung ungemein auflockert.

Sprachlich kann das Werk nicht vollständig überzeugen: Die Sätze sind häufig endlos, sehr verschachtelt und dadurch nicht immer leicht zu lesen und zu verstehen. Erfreulich ist, dass der Text ohne Fußnoten auskommt und dadurch flüssiges Lesen nicht unnötig unterbrochen wird. Ebenso wird auf ein Stichwortverzeichnis verzichtet, was bei einem "Arbeitsbuch" (das Buch soll in einem Stück durchgearbeitet werden) auch keinen Sinn machen würde.

Positiv fallen zudem die Aufbauschemata ins Auge, die zu allen wichtigen Normen enthalten sind. Schließlich ist das Buch keineswegs nur zum einmaligen Lesen gedacht. Natürlich wird man froh sein, nach immerhin 1.594 Seiten das Ende des Buches endlich erreicht zu haben und so das wohlig beruhigende Gefühl zu genießen, eine Menge an Wissen angehäuft zu haben. Aber mit der Lektüre erst in der Examensvorbereitung anzufangen wäre grundlegend falsch, denn wieviel früher im Studium hätte man bereits über ein derart fundiertes Wissen verfügen können? Ideal wäre ein erstes Lesen zur "Halbzeit" des Studiums (dafür empfehlen sich die langen Sommersemesterferien) und dann ein konsequentes, wirkliches Durcharbeiten in der Examensvorbereitung.

Natürlich eignet sich die Darstellung ebenfalls für Referendare, die ihr zivilrechtliches Wissen aufpolieren wollen oder müssen. Für die Neuauflage wurden längere Passagen neu bearbeitet und teilweise umgestellt, tiefer gegliedert und erweitert. Vor allem sind jedoch die Gesetzesänderungen seit der Vorauflage berücksichtigt und eingearbeitet.

Fazit: Die Examensvorbereitung nimmt den wohl entscheidensten Platz im Studium ein und deshalb kann mit ihr eigentlich nicht rechtzeitig genug begonnen werden. Die Entscheidung, ein kommerzielles Repetitorium zu besuchen, ist sicherlich einfach zu treffen; einfacher wird die Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen aber dadurch nicht unbedingt. Auch dort sind viel Zeit zu investieren, viel Lesestoff zu bewältigen und viel Eigenarbeit notwendig; zudem ist es sehr preisintensiv. Mit dem auf Papier verfassten Repetitorium von Plate erhält man einen Wegbereiter abseits kommerzieller Wiederholungskurse, für den jedoch auch ein geradezu unerschöpfliches Durchhaltevermögen erforderlich ist. Wer dieses aufbringen kann, hat mit diesem Arbeitsbuch einen verlässlichen Partner gefunden.

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