Staudinger BGB - Eckpfeiler des Zivilrechts
Der Staudinger "Eckpfeiler des Zivilrechts" ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Das Werk, schon rein äußerlich ein "Eckpfeiler", ist trotz des markanten Namens kein weiterer Kommentarband, sondern vielmehr ein Kompendium, das in Einzelbeiträgen zu den Rechtsgebieten des BGB das fundamentale Orientierungswissen und leitende Strukturverständnisse aufbereitet. Die deutliche Parole "Staudinger Know-How für das Prädikatsexamen" umschreibt die Zielsetzung, ambitionierten Studierenden eine zielgerichtete Wiederholung und Vertiefung zu ermöglichen, die sie auf ein höheres Kenntnis- und Verständnisniveau, eben ein "Staudinger-Niveau" hebt.
Die "Eckpfeiler" zielen auf die Vermittlung von Grundwissen und Hintergrundverständnis ab, wie es im Examen von besseren Kandidaten erwartet wird.
Sie beschränken sich nicht auf das bürgerliche Recht der ersten drei Bücher, sondern beziehen auch examensrelevante Grundlagen des Familien- und Erbrechts mit ein. Die Beiträge sind gut verständlich, aber dennoch anspruchs- und niveauvoll und nicht, wie anderweitig allzu oft, vereinfachend und banalisierend. Damit wendet sich der Band in erster Linie an junge Juristinnen und Juristen, denen es nicht nur auf einen Einblick, sondern auf den Durchblick ankommt.
Gleich auf den ersten Seiten des Buches findet sich die Liste der Kommentatorinnen und Kommentatoren, die sich wie ein "Who's who" der deutschen Rechtswissenschaft liest. Eröffnet wird die Neubearbeitung dann durch einen Beitrag "BGB aktuell", der sich um eine Übersicht über die in jüngster Zeit erfolgten und derzeit diskutierten bzw. bevorstehenden Änderungen des BGB bemüht. Dies erleichtert einen ersten, schnellen Zugang zu den technischen und inhaltlichen Neuerungen; was vor allem für Examenskandidaten äußerst hilfreich und empfehlenswert ist, aber auch Praktikern anderer Rechtsgebiete eine gute Zusammenfassung neuerer Entwicklungen gibt.
Nach der folgenden "Einleitung zum BGB" werden ensprechend der Abfolge im Gesetzbuch 23 Schwerpunktthemen wie das Rechtsgeschäft, der Inhalt des Schuldverhältnisses, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, das Erlöschen von Schuldverhältnissen usw., später dann unter anderem Kauf, Miete, Werkvertrag, auch Gesellschaft und Verein, unerlaubte Handlung, Eigentum und Besitz vorgestellt und erläutert. Positiv fallen die systematischen Übersichten zu Beginn jeden neuen Abschnitts ins Auge.
In den Querschnittsbeiträgen werden die im Bürgerlichen Gesetzbuch verstreut geregelten, inhaltlich aber miteinander verbundenen Rechtsinstitute im systematischen Zusammenhang dargestellt. Damit erwirbt der Leser die Sicherheit, die er für die Lösung neuer Fallvariationen benötigt. Auch wenn die Neubearbeitung stärker noch als die Vorauflagen in erster Linie Studierende, Referendare und Examenskandidaten der beiden juristischen Prüfungen ansprechen soll, dürfen die Eckpfeiler nach wie vor beanspruchen, auch schon "gestandenen" Juristen ein Nachschlagewerk mit der begründeten Aussicht auf Erkenntnisgewinn zu sein. Ein Vergleich zu anderen Werken fällt wegen der konzeptionellen Eigenheit des Staudingers schwer.
Das gesamte examensrelevante Zivilrecht von Jürgen Plate zielt zwar auf dasselbe Vorhaben ab, einen Kandidaten bestmöglich auf das Examen vorzubereiten, ist mit seiner Vielzahl von Fällen und Schemata gleichzeitig aber komplett verschieden. Schellhammer geht mit seinem Aufbau nach Anspruchsgrundlagen ebenso einen gänzlich anderen Weg. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern verzichtet der Staudinger vollständig auf die Abbildung von Fällen. Ergänzend sollten daher ein universitäres Klausurentraining oder entsprechende Lehr- und Lernbücher hinzugezogen werden.
Und noch eine Innovation verstärkt Staudingers Alleinstellungsmerkmal. Wem das Buch (verständlicherweise) zu unhandlich ist, kann sich den Inhalt auch als App Staudinger to go auf sein iPad oder iPhone holen. Damit steht erstmals ein umfassendes Kompendium zum Privatrecht in diesem Ausgabeformat zur Verfügung.
Fazit: Sellier/de Gruyter wagt sich mit diesem Ausbildungsbuch auf neues Terrain, verknüpft man doch mit dem Namen Staudinger große Erwartungen, die es zu erfüllen gilt. Gerade die konzeptionelle Einzigartigkeit, die sich in Beiträgen wie "BGB aktuell" oder dem vollständigen Verzicht auf Fälle widerspiegelt, lässt diese "Eckpfeiler des Zivilrechts" eine Lücke füllen, die bislang unentdeckt blieb. Die innovative Verbindung mit einer digitalen Ausgabe für iPad und iPhone unterstreicht die Zukunftsfähigkeit des Werkes.
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