Jauernig - Zivilprozessrecht

Ein Lehrbuch von Prof. Othmar Jauernig versetzt den Leser vor allem wegen des renommierten Namens in eine gewisse Erwartungshaltung. Ob Jauernig dieser gerecht werden kann, wird diese Rezension zeigen. Das von Friedrich Lent 1947 begründete Studienbuch zählt klar zu den Standardwerken des Zivilprozessrechts und behandelt das zivilgerichtliche Erkenntnisverfahren einschließlich seiner wichtigen Verfahrensgrundsätze. Auch besondere Gestaltungen des Verfahrens sowie das Kostenwesen werden erörtert. Dabei vermittelt es einen umfassenden Überblick über den Pflichtfachstoff, den der Student im ersten Staatsexamen parat haben sollte.

Allerdings kann die komprimierte Darstellungsweise gerade Anfänger ohne Vorkenntnisse im Zivilprozessrecht leicht überfordern. Auf den ersten Blick lässt sich Wichtiges von Unwichtigem nicht unterscheiden und auch weniger studienrelevante Probleme werden vollumfänglich dargestellt. Durch die Vermittlung des materiellen Wissens zum Zivilprozess ist dieses Buch aber umso mehr für Referendare geeignet, die sich vertieft mit einem zivilprozessualen Problem auseinander setzen wollen. Durch das Sachverzeichnis und den Fettdruck der Schlagworte findet sich der Leser schnell zurecht. Darüber hinaus gibt Jauernig zu Beginn eines jeden Kapitels weiterführende Literaturhinweise.

Die 30. Auflage ist vollständig überarbeitet worden. Sie berücksichtigt alle Änderungen der Rechtslage, aktuelle Rechtsprechung und neuestes Schrifttum. Intensiviert wurden auch die internationalen Bezüge des Zivilprozessrechts. Beibehalten wurde die Grundkonzeption des Werkes, nicht nur das geltende Recht darzustellen, sondern auch über seine Grundlagen und Zielsetzungen zu informieren.

Das Lehrbuch von Jauernig hält jedoch nicht komplett was es verspricht. Der dauernde Wechsel zwischen größer und kleiner gedruckten Textpassagen dient keineswegs der Übersichtlichkeit, sondern stört im Gegenteil sogar den Lesefluss. Zusätzlich wird der Text ständig von Einschüben und Verweisen (die eigentlich in Fußnoten gehören würden) unterbrochen. Auch sucht man Randnummern vergeblich. Eine feinere Untergliederung durch Zwischenüberschriften hätten der Übersichtlichkeit ebenfalls gut getan.

Im Ergebnis eignet sich das Buch weniger als Lehr- oder Lernbuch, dafür aber aufgrund der sehr detailreichen Darstellungen umso mehr als Nachschlagewerk in Hausarbeiten oder für Referendare, die sich mit praktisch komplizierten Problemen auseinandersetzen müssen.

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