Deppner / Lehnert / Rusche / Wapler - Examen ohne Repetitor

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Jahr für Jahr fällt ungefähr ein Drittel der Prüflinge durch das Jura-Examen. Kein Wunder, dass der Markt für Repetitorien sowas von boomt! Viel zu schnell entwickelt sich jedoch ein Automatismus, der einerseits sicherlich durch die Gruppendynamik bestimmt ist ("Und zu welchem Rep gehst du?") und andererseits wohl in tiefsitzenden Ängsten begründet ist, die schließlich ja auch das gesamte Studium über geschürt werden ("Prädikat ist doch eh nicht zu schaffen!"). In vielen Fällen ist der Besuch eines Repetitoriums schlicht überflüssig und kann sich unter Umständen sogar negativ auf die Examensnote auswirken. Eine gute Alternative zeigt dieses Buch auf!

Jedes Jahr absolvieren Hunderte Studierende das Examen erfolgreich ohne Repetitor, und die dabei gemachte Erfahrung ist fast immer die gleiche: "Es ist günstiger, erfolgreicher, und man fühlt sich besser." Das vorliegende Buch profitiert von diesem Wissen und erläutert im ersten Teil die maßgeblichen Argumente als Grundlage für eine sinnvolle Entscheidung für oder gegen ein Examen ohne Repetitor. In den folgenden Teilen geht es um die Umsetzung der Entscheidung, also um die Arbeit in der privaten AG und das Lernen alleine - abgerundet durch Interviews, AG-Pläne und Statements von ProfessorInnen zu diesem Thema.

Die Autoren haben selbst sehr gute Erfahrungen mit dem Examen ohne Rep gemacht und sich jahrelang in Fachschaften, Kommissionen und Hochschulgruppen für diese Idee sowie eine Verbesserung der universitären Examensvorbereitung eingesetzt. Unterstützt wurde die Arbeit durch die sehr positive Resonanz auf die ersten beiden Auflagen dieses Buches, der nun - 9 Jahre nach Erscheinen der Vorauflage - eine überarbeitete 3. Auflage folgt.

Das Buch beginnt mit der schwierigen Entscheidung vor einem neuen Lebensabschnitt - der Examensvorbereitung. Jeder, der diesen Lebensabschnitt schon hinter sich lassen durfte, weiß, dass es wahrlich bessere Zeiten gibt. Erfreulich ist, dass sich das Buch auch mit den vielen diffusen Ängsten vor dem Examen auseinandersetzt und dem dominierenden Faktor einer jeden Prüfung: dem Faktor Glück. Das ist leider die Kehrseite der Medaille, denn ein Prädikatsexamen ist oftmals nur zu erreichen, wenn man auch das Glück auf seiner Seite hat - ein Faktor übrigens, auf den bisher noch kein Repetitorium Einfluss nehmen konnte. Die Aufnahmefähigkeit jedes Kandidaten ist begrenzt, man kann einfach nicht alles lernen! Demzufolge ist man auf den glücklichen Umstand angewiesen, dass in der Prüfung kommt, was man gut kann. Repetitoren, die behaupten, sie könnten jeden Teilnehmer ihres Kurses auf Prädikatsniveau heben, sind schlicht unseriös. Generell sollte man die sehr vielfältigen Versprechen der kommerziellen Anbieter kritisch hinterfragen - letzendlich bleibt oft außer Erfahrung dann nicht mehr viel übrig! Und Erfahrung kann man auch aus der reichhaltigen Ausbildungsliteratur ziehen.

Außerordentlich hilfreich ist der Abschnitt über die Abwägung, ob man zu einem Repetitorium gehen sollte oder nicht (Seite 28 ff.). Die Verfasser beschäftigen sich dort mit den gängigen Gründen, die immer wieder genannt werden, wenn man fragt, warum die Studierenden ein kommerzielles Repetitorium besuchen. Dies ermöglicht dem Leser, sich mit seinen eigenen (Fehl-) Vorstellungen auseinanderzusetzen und eine gut überlegte Entscheidung zu treffen, die man später auch nicht bereuen wird. Entscheidet man sich an dieser Stelle für ein Rep, kann man das Buch getrost beiseite legen.

Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit der Planung einer Arbeitsgruppe (AG) und dem effektiven Lernen mit dieser. Schließlich ist die Versuchung allzu groß, alle anderen Themen den juristischen vorrangig zu behandeln. Ein weiteres Kapitel behandelt, wie man alternativ auch alleine lernen kann: lernt man zuhause oder in der Uni, benutzt man Buch oder Skript, Karteikarten oder Mindmaps. Alles relativ unspektakulär - wirklich neues Wissen wird man in den beiden Kapiteln eher nicht finden! Bestenfalls mittelgradig interessant und zum kurzen Überfliegen geeignet sind die Erfahrungsberichte von Kandidaten und deren Lernmethoden, die das Examen bereits hinter sich gelassen haben sowie das Kapitel zu den universitären Angeboten zur Examensvorbereitung.

Das Beste kommt zum Schluss gilt glücklicherweise auch für dieses Buch. Im 6. Teil stellen die Autoren unterschiedliche Lernpläne vor, die den gesamten Examensstoff in handhabbare Lern-"Häppchen" aufteilen. Darin wird im Lernplan Nr. 1 der Stoff in 89 Lerneinheiten für AGs unterteilt, im Plan Nr. 2 ein System zum gemeinsamen Lernen in einer AG und dazu parallel in Selbstlerneinheiten zum eigenständigen Lernen vorgestellt. Insgesamt sind fünf fertige und leicht unterschiedliche Lernpläne zur Auswahl abgedruckt, was wirklich viel Arbeit abnimmt.

Fazit: Die erste Erkenntnis beim Lesen dieses Buches kommt recht schnell: Ein Examen ohne Repetitor ist machbar und kein Hexenwerk. Sehr hilfreich ist die Unterstützung bei der Entscheidung, ob man den Weg zum Examen ohne die Hilfe von Einpaukern gehen möchte. Allein dafür lohnt der Kauf dieser Lektüre, denn was sind 19 Euro im Vergleich zu dem, was man für ein kommerzielles Angebot zahlen würde?

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