Auf dem Weg zur Promotion

Zwischen Hürden, Höhen, Tiefen und dem Happy End

Ein „Dr.“ vor dem Namen, das wäre doch was ... Es gibt Ansehen, mehr Geld und Aufstiegschancen im Beruf, stimmt‘s? Mal eben zwischen Ende des Studiums und dem Referendariat promovieren – das sind nicht selten die Vorstellungen junger Promovierenden, die mit diesem Gedanken spielen.
Doch eine erfolgreiche Promotion kostet Zeit und viele Nerven. Ansporn sollte hierbei nicht nur Prestige, mehr Geld oder bessere Aufstiegschancen sein. Wenn es Dir ausschließlich auf diese Punkte ankommt, dann bist Du besser mit einem schnellen Berufseinstieg beraten, um mehr zeitliche Berufserfahrung gewinnen zu können. Die Hauptmotivation einer Promotion sollte grundsätzlich darin liegen, ein selbstständiges wissenschaftliches Werk zu verfassen, das einerseits Deinen eigenen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und das andererseits aller Welt als Erkenntnisgewinn zur Verfügung steht. Schnelle Promotionen „nur wegen des Doktortitels“ zeigten sich in der Vergangenheit nicht zielführend; zu groß sind mittlerweile die technischen Möglichkeiten, wissenschaftliches Fehlverhalten zu ahnden und Doktortitel abzuerkennen. Nicht wenige Politiker oder Personen aus Wirtschaft und der Welt haben hier schon Verluste in Kauf nehmen müssen. Mit anderen Worten: Du musst ein ordentliches wissenschaftliches Werk präsentieren, dann bekommst Du den Doktortitel gratis dazu. Dieser Beitrag möchte Dich auf dem Weg zur Promotion mit ein paar Tipps und Tricks begleiten.

Eine gute Promotion braucht Durchhaltevermögen, um sich mit verschiedenen Quellen für Deinen Erkenntnisgewinn akribisch auseinanderzusetzen. Mit einer abgeschlossenen Promotion beweist Du, dass Du in der Lage bist, eigenständig wissenschaftlich zu arbeiten und Dir einen spezialisierten Themenbereich in einer gewissen Bandbreite und Tiefe zu erschließen. Ein netter Nebeneffekt: Spätere Arbeitgeber, Mandanten oder Kunden sehen, dass Du einen Titel vor Deinen Namen stellen kannst, den etwa 99 % der Menschen in Deutschland nicht haben. Ein Doktortitel im juristischen Bereich bescheinigt neben Fleiß vor allem Durchhaltevermögen, ganz zu schweigen von dem Stolz, Dein eigenes Buch in den Händen zu halten.
Eine Promotion frühzeitig zu planen kann nicht schaden. Hast Du ein besonderes Interessengebiet im Studium entdeckt, eventuell an einem Lehrstuhl gearbeitet und nach wie vor guten Kontakt zu einem Professor? Aller Fleiß liegt zunächst in einem ordentlichen Abschluss der ersten juristischen Prüfung. In der Regel solltest Du diese mit der Note „vollbefriedigend“ absolviert haben, dann stehen Dir formell Tür und Tor offen. Falls Du im oberen „befriedigend“ gelandet bist, bloß nicht verzagen: Gewöhnlich sehen Promotionsordnungen Ausnahmeregelungen vor, nach denen Du auch dann zur Promotion zugelassen werden kannst, wenn Du beispielsweise ein bis zwei Seminare beim gewünschten Doktorvater mit der Note „gut“ oder besser abgeschlossen hast. Dies ist jedoch nur eine Möglichkeit, um ein fehlendes VB zu kompensieren. Schau Dich frühzeitig um, wo Du eventuell promovieren möchtest und was Dir die Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät eröffnet.
Eine Promotion braucht weiter: Zeit. Jeder Mensch ist unterschiedlich und genau so sind die Bearbeitungszeiten von der ersten Ideenfindung bis hin zum Einreichen der Dissertation, d. h. der schriftlichen Ausarbeitung. Man hört einige von sich behaupten, sie hätten lediglich ein Jahr für ihr gesamtes Verfahren gebraucht. Da möchten wir Dich beruhigen, denn oft ist das nur eine Seite der Medaille. Nach unserer Wahrnehmung sehen wir regelmäßig, dass Promotionen in drei Jahren abgeschlossen werden. Je nach Themenlage kann dies aber auch länger dauern. So ist beispielsweise selbst eine Bearbeitungsdauer von fünf Jahren dann kein Problem, wenn Du Dein Promotionsprojekt erfolgreich abschließt.
Ein weiterer wichtiger Punkt: das Zeitmanagement. Erfahrungen zeigen, dass nicht unbedingt derjenige am Ende erfolgreich ist, der vereinzelt 10 Stunden und mehr pro Tag, dafür jedoch nur unregelmäßig an der Dissertation sitzt. Nutze die zur Verfügung stehende Zeit effektiv und vor allem regelmäßig. Versuche, jeden Tag etwas an Deiner Dissertation voranzubringen, auch wenn es nur eine Stunde ist. Sofern Du jeden Tag zumindest etwas an Deinem Werk arbeitest, verhindert dies, dass Du vergisst, was Du in der Vergangenheit geschrieben hast. Du wirst sehen: Entfernst Du Dich für ein paar Tage von Deiner Dissertation, brauchst Du wieder Zeit, um Dich einzuarbeiten. Das Problem hast Du nicht, wenn Du jeden Tag – auch an den vollgepackten – etwas an Deinem Werk tüftelst. Idealerweise hast Du täglich zwischen vier bis sechs Stunden zum Bearbeiten Deiner Dissertation zur Verfügung. Je nach Typ eignen sich Schreib- und Denkphasen auch zeitlich am Morgen oder zu später Stunde für die Nachteulen.

Wenn Du weißt, bei welchem Doktorvater und wo Du promovieren willst, solltest Du Dich um das Thema der Dissertation kümmern. Hierbei ist Dein Doktorvater Dreh- und Angelpunkt. Es ist zwar reizvoll, ein Thema abzuarbeiten, welches Dein Doktorvater vorschlägt, da Du so keine eigene Zeit mit der Themensuche verbringen musst, verkenne allerdings nicht, dass eine abgeschlossene Dissertation Dein Werk ist und mithin auch ein von Dir gewünschtes Thema beinhalten darf. Ein für Dich interessantes Thema zu bearbeiten kann auch helfen, Tiefpunkte in der Bearbeitung leichter zu überwinden – wer beschäftigt sich schon gern mit etwas, was einen gar nicht interessiert? Versuch also Deine bisherigen Studienschwerpunkte oder Deine neuen gewonnen Interessengebiete, bei Deiner eigenständigen Themensuche einzuarbeiten. Eine Themensuche kann es in sich haben. Bei einigen geht es schneller, andere brauchen Monate bis hin zu einem halben Jahr. Hast Du eine für Dich passende wissenschaftliche Aufgabenstellung gefunden, ist die Suche jedoch nicht als Zeitverlust in der Bearbeitung zu sehen, da Du Dich in dieser Phase schon intensiv mit Quellen, Recherche und Struktur Deiner Dissertation auseinandergesetzt hast, was Du auch hättest machen müssen, sofern Dein Doktorvater Dir ein Thema vorgegeben hätte.

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Nach der Themensuche ist vor der Themensuche. Jetzt beginnt die schier unendliche Auseinandersetzung mit den Quellen. Es wird hinzugefügt, gestrichen, ergänzt und entfernt… das Leiden des jungen Promovierenden beginnt von vorn. Oft ist die Ausarbeitungsphase der Dissertation eine emotional schwierige Zeit, mit teilweise mehr Tiefen als Höhen. Eine Promotion ist gerade kein Beleg dafür, dass Du eine Sache einfach nur „herunterschreiben“ kannst. Eine Promotion zeigt, dass Du Dich intensiv mit einem Themengebiet wissenschaftlich auseinandergesetzt hast. Trotz Höhen und Tiefen, am Rande des Wahnsinns und entgegen allen Hürden, setzt Du Dich mit einer Aufgabenstellung auseinander, die ausschließlich Du bearbeitet hast. Hab keine Angst vor vermeintlichen Konkurrenten aus anderen Fakultäten, die auch „Dein Thema“ oder ein ähnliches Thema bearbeiten. Die Juristerei lebt von vielfältigen Betrachtungen und Auseinandersetzungen. Nur weil jemand auch in Deinem Forschungsbereich aktiv ist, heißt das nicht, dass Du seine Meinung teilst. Der wissenschaftliche, juristische Diskurs lebt gerade von verschiedenen Auslegungen und Ansichten. Außerdem: Dass zwei Personen vom Aufbau und Wortlaut exakt das Gleiche in ihren jeweiligen Werken schreiben, ist statistisch nahezu ausgeschlossen – selbst der Hauptgewinn im Lotto wäre hier noch nahe liegender. Wenn Du also mitkriegen solltest, dass jemand am gleichen Thema wie Du agiert, sieh es nicht als Angriff, sondern nutze die Chance, Dich über das Thema mit dieser Person auszutauschen. Gewöhnlich sind Konferenzen oder ggf. Forschungsaufenthalte im In- und Ausland ideal, um auch andere Interessierte Deines Fachgebietes kennenzulernen und sich über Thesen zu unterhalten oder Ergebnisse aus Diskussionen in den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn mit aufzunehmen. Wenn Du während der Promotion nicht nur in Deinem stillen Kämmerlein bist, sondern auch darauf schaust, was andere in dem von Dir zu bearbeitenden Themenkomplex bewerkstelligen, gibt dies ungemeine Synergieeffekte. Diese Anstrengungen finden am Ende auch Würdigung in Deinem wissenschaftlichen Werk und dem verliehenen Doktortitel.
Eine juristische Promotion gliedert sich für gewöhnlich in zwei Teile: dem Einreichen einer Dissertation und der anschließenden Verteidigung bzw. dem wissenschaftlichen Fachgespräch. Nach zahlreichen intensiven Jahren und Monaten der Recherche und des Schreibens, kommt nach endlosen Korrekturphasen Deines Manuskriptes, der große Tag der Einreichung der Dissertation in Deiner Fakultät. Nach dem Einreichen der Doktorarbeit und nach vergangener Wartezeit der Korrektur, schließt sich eine mündliche Prüfung an. Entweder kommt es zur ausschließlichen wissenschaftlichen Aussprache über die Thesen Deiner Arbeit (Disputation) oder Du wirst zusätzlich über weitere fachbezogene Inhalte geprüft (Rigorosum). Jede Fakultät hat hierzu ihre eigenen Bestimmungen gemäß der Prüfungsordnung.
Nach der mündlichen Prüfung wirst Du Dein Dissertationsmanuskript, nach Freigabe durch den Promotionsausschuss, in den Druck eines Verlages geben – Dein Happy End. Die Möglichkeiten sind hierbei vielseitig, da in der Regel nicht vorgeschrieben wird, in welchem Verlag Du Deine Dissertation veröffentlichen musst. Willst Du in die Wissenschaft gehen, so ist es vorteilhaft, bei einem bekannteren akademischen Verlag zu publizieren. Auch wenn Du nicht in die Wissenschaft willst und es Deine Abschlussnote zulässt, hilft ein namhafter Verlag dabei, dass Dein Werk um einiges besser verbreitet und damit gelesen wird. Alternativ oder kumulativ werden heutzutage Dissertationen auch in elektronischer Form veröffentlicht. Druckkostenzuschüsse von Stiftungen, Vereinen oder ggf. auch von Kanzleien helfen bei der Finanzierung der Veröffentlichung. Ach ja: Eine Anmeldung bei der "VG WORT" lohnt sich und bringt bares Geld von derzeit bis zu EUR 1.900 pro wissenschaftlichem Buch (Stand: 2019).

Und wer zahlt das Promotionsvorhaben? Die Finanzierungsfrage ist wichtig und für nicht wenige der zentrale Punkt der Entscheidung, ob sie ein Promotionsprojekt angehen. Nur ein paar Ausgewählte kommen in den Genuss eines Stipendiums, das sämtliche Lebenshaltungskosten für den Arbeitszeitraum abdeckt. Andere gehen einer Tätigkeit an einem Lehrstuhl oder Institut der Universität nach. Wiederum andere arbeiten zur Finanzierung des Promotionsvorhabens in einer mittelständigen oder Großkanzlei. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Nebentätigkeit in einer Kanzlei kannst Du neben der frühzeitigen Praxiserfahrung vor allem auch Kontakte für Dein späteres Arbeitsumfeld knüpfen. Eins wird die Nebentätigkeit garantiert nicht: langweilig. Du hast jeden Tag mit spannenden und aktuellen Themen z. B. aus dem wirtschaftsrechtlichen Bereich zu tun. Das Arbeiten in einer Kanzlei dient Dir und der Kanzlei zum gegenseitigen Kennenlernen. Nicht wenige Berufsanfänger haben bereits frühzeitig praktische Erfahrungen in Kanzleien außerhalb von Studium oder Referendariat gewinnen und deshalb von einem leichteren Berufseinstieg profitieren können.

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