Stressfragen im Vorstellungsgespräch

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Es war im Vorgespräch zu meiner mündlichen Prüfung für das 1. Staatsexamen. „Was hat Ihnen am Jurastudium am besten gefallen?“, fragte mich der Prüfungsvorsitzende. Sofort konnte ich spüren, wie meine Nebennieren Adrenalin produzierten. Ich befand mich nicht in einem Vorstellungsgespräch, aber eine ehrliche Antwort zu geben, das hätte den Unmut meines Prüfers heraufbeschwören können. Denn ich konnte ja nun schlecht sagen, dass mir zu diesem Zeitpunkt das Jurastudium wie der größte Fehler meines Lebens vorkam (ein Gedanke, den die meisten Examenskandidaten sicher kennen).
 
Nachdem ich mir einen Moment Zeit nahm, um die Frage so ehrlich und diplomatisch wie möglich beantworten zu können, sagte ich: „Das Jurastudium hat meine Sicht auf die Welt verändert. Das hat mir am besten gefallen.“ Der Prüfungsvorsitzende nickte auf diese Antwort hin und stimmte dem zu, kurz danach war ich entlassen.
 
Dass mich diese Frage so unglaublich gestresst hatte, war vielleicht gar nicht beabsichtigt. Aber gerade in Vorstellungsgesprächen ist es sehr häufige die Absicht der Personalverantwortlichen, Dich mit sogenannten Stressfragen aus der Reserve zu locken. Denn natürlich hast Du Dich perfekt auf das Gespräch vorbereitet und Dir schon vorher Antworten auf Fragen wie „Was sind Ihre größten Schwächen?“, überlegt.

Ob und wie gut Du Dich vorbereitet hast, das sehen erfahrene Personaler sofort. Und weil das Vorstellungsgespräch dazu dienen soll, Deine Persönlichkeit und Deine Soft Skills kennenzulernen, wirst Du sicher mindestens eine Stressfrage zu hören bekommen.
 
Stressfragen sind z. B.:
 
„Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?“
 
„Welche Frage möchten Sie nicht gestellt bekommen?“
 
„Karriere oder Familie: Was ist Ihnen wichtiger?“

 
„Welches ist Ihr größtes Geheimnis?“
 
„Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?“
 
Diese und ähnliche Fragen dienen dazu, Dich zu überrumpeln. Die Personaler wissen bereits aus Deinem Anschreiben und Deinem Lebenslauf alles, was sie über Dich wissen sollten. Bei Stressfragen geht es darum, Deine Kreativität und Spontaneität zu testen. Du kannst Dich unmöglich auf alle Stressfragen vorbereiten, also bist Du dazu gezwungen, spontan auf nicht ganz einfache Fragen zu antworten. Dass die Personaler so vorgehen, ist auch für den Berufsalltag nur logisch. Denn im Alltag hast Du auch nicht die Möglichkeit, Dich zuhause erst einmal mit Kugelschreiber und Papier hinzusetzen, um für Dich und Deinen Beruf die beste Entscheidung treffen zu können.
 
Wie reagierst Du am besten auf eine Stressfrage? Wenn Schlagfertigkeit Dein zweiter Vorname ist, musst Du diesen Artikel gar nicht erst lesen, denn Dir fallen die Antworten in Sekundenschnelle und nicht erst abends unter der Dusche ein. Falls Du nicht zu den schlagfertigen Auserwählten zählst, keine Panik. Eine Antwort wie aus der Pistole geschossen, wird von Dir überhaupt nicht erwartet. Es gilt, ruhig zu bleiben.

Denn es kommt weniger auf Deine Antwort selbst, sondern auf Deine Reaktion an. Es ist deshalb nie verkehrt, Dir einen Moment Zeit für Deine Antwort zu nehmen. Natürlich sollte keine peinliche Stille entstehen. Bei manchen Fragen (gerade solchen, die auf Dein logisches Denkvermögen abzielen) empfiehlt es sich daher auch, die Anwesenden wissen zu lassen, wie Deine Gedankengänge gerade aussehen.
Den größten Fehler, den Du bei der Antwort auf eine Stressfrage machen kannst, ist (außer gar nicht zu antworten), gereizt zu reagieren. Die Fragen können sehr unangenehm sein, insbesondere, wenn Dein Lebenslauf im Fokus steht und Du nach ehemaligen Arbeitsverhältnissen gefragt wirst. Die Aufgabe des Personalverantwortlichen ist es, Dich auf Herz und Nieren zu prüfen, sodass am Ende des Vorstellungsgesprächs die völlig klar ist, dass nur Du der geeignete Jobanwärter bist. Stellt er Dir Stressfragen, dann nicht, um Dich anzugreifen. Souveränität ist hier das Zauberwort.

Ich empfehle Dir, Dich vor einem Vorstellungsgespräch über mögliche Stressfragen im Internet zu informieren. So hast Du eine ungefähre Ahnung, was Dich erwarten könnte. Nicht empfehlenswert ist jedoch, Dir auf Stressfragen Antworten zu überlegen. Denn dann kann es passieren, dass Du, stellt man Dir genau diese Stressfragen nicht, noch gestresster bist, als es ohnehin schon der Fall sein wird. Im schlimmsten Fall fällt Dir auf eine Frage vorab gar keine Antwort ein und Deine Nerven flattern noch schlimmer, weil Du Angst hast, genau das gefragt zu werden.
 
Denk daran, dass Du mit Deiner Persönlichkeit überzeugen willst. Und Deine Persönlichkeit bedarf keiner stundenlangen Vorbereitung. Sei charmant, humorvoll und verliere nicht das Ziel vor den Augen: Du willst diesen Job. Dann kriegst Du diesen Job.
 

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